Straelen
Bron: www.straelen.de

(Älteste Ansicht
der Stadt Straelen von 1574)
Mag auch der Neandertaler
vor mehr als 40000 Jahren schon seinen Fuß auf Straelener Gebiet
gesetzt haben, da von ihm nichts erhalten ist, sind als die ältesten
Spuren des Lebens in Straelen etwa 10000 Jahre alte Feuersteinfunde
der Jungsteinzeit anzusehen. Erste längerfristige Siedlungstätigkeit
können wir für die Zeit der niederrheinischen Grabhügelkultur
von 1000 bis 100 v. Chr. annehmen.
Aus
dieser Zeit sind auf einem 2 ha großen Beerdigungsfeld südwestlich
des Stadtkerns mehrfach Urnen gefunden worden, die zur Aschebestattung
von Toten dienten.
Zur Römerzeit
durchlief die wichtigste Fernverbindung Xanten – Tongeren das
Straelener Gebiet der Länge nach von Nordosten nach Südwesten.
Einige Nebenstraßen zweigten davon ab. Ob sich Siedlungen in ihrer
Nähe befanden, ist ungewiß, doch 59 römische Gräber
aus der Zeit des 1. – 3. Jahrhunderts n. Chr., die in der Bauernschaft
Hetzert freigelegt wurden, könnten andeuten, daß hier ein
römischer Gutshof gelegen hat, auf dem Nahrungsmittel für
die 3000 römischen Soldaten in Xanten erzeugt wurden.
Im Vakuum, das
auf den Zusammenbruch des Römerreiches folgte, setzten sich als
bäuerliche Landnehmer die Franken fest, die vor allem längs
der Terrassenkanten , wie z.B. im Straelener Westen, siedelten. Hier
fanden sie Viehgründe, Trinkwasser und ertragreiche Getreideböden
nah beieinander. Schriftlich nachweisen läßt sich eine mittelalterliche
Siedlung 899, als der Frankenkönig Karl III. dem Kloster Elnon
(St. Amand, heute in Nordfrankreich) die "villa heringa" als
Besitz bestätigte. Aus ihr ging später der Ortsteil Herongen
hervor.
150 Jahre später
ist auch für Straelen selbst eine Siedlung belegt. 1064 überträgt
der Kölner Erzbischof Anno II. die Teile Straelens der Benediktinerabtei
Siegburg, die ihm zuvor vom Grafen Bruno von Heimbach vermacht worden
waren. Zu diesem Besitzanteil gehörte eine Eigenkirche des Grafen,
in deren Nähe vermutlich einige Händler und Gewerbetreibende
siedelten. Seit dieser Zeit hatte die Abtei Siegburg die Grundherrschaft
in Straelen.
Da der Klerus keine
Blutsgerichtsbarkeit vollziehen durfte, war die Abtei gezwungen, einen
Vogt einzusetzen. Wurde dieses Amt im 12. Jahrhundert vom Grafen von
Geldern wahrgenommen, so ging es später an eine hier begüterte
Adelsfamilie über.
Diese
"Ritter von Straelen" führten 1236 den Strahl (Pfeil)
im Siegel, wovon Straelen seinen Namen und sein (redendes) Wappen erhalten
haben dürfte.
1342 wird Straelen in einer Rechnung des Herzogs von Geldern erstmals
Stadt genannt. Durch Ankauf des Hauptgerichts zwei Jahre später
hat er sich endgültig als Landesherr in Straelen etabliert. Der
Herzog wertete das Städtchen zum Marktort auf und ließ es
befestigen. Für die umliegenden Bauernschaften bekam der Ort große
Bedeutung, wie umgekehrt die Landwirtschaft das Erwerbsleben des Ackerbürgerstädtchens
bestimmte. Straelen sei "wegen seines Bodens und Getreides beglückt
und gesegnet" hob eine flandrische Schrift des 17. Jahrhunderts
hervor.
Nach
dem ältesten Stadtplan von 1560 war die Stadt nicht nur von einer
Stadtmauer mit neun Türmen, sondern auch von einem zweifachen Wassergraben
umgeben. Vier Stadttore gewährten dem Handel Einlaß und Auskommen,
am Markt residierte im zwiebelturmgekrönten Rathaus der Magistrat.
Bevölkerungswachstum und ein bescheidener Wohlstand bewogen die
Bürgerschaft zur Vergrößerung der Stadtpfarrkirche.
So erhielt sie Ende des 15. Jahrhunderts ihre heute noch beherrschende
Gestalt mit dem Hochchor und dem Dachreiter.
Die stark befestigte
Stadt wurde mehrfach belagert und erobert, so 1387, 1498, 1511, 1591
und 1632. 1672 wurde die Festung geschleift.
Eine erste bescheidene Industrieansiedlung entwickelte sich durch den
Anschluß ans internationale Eisenbahnsystem mit der Strecke Hamburg
– Wesel – Straelen- Venlo- Paris 1875. Ölverarbeitung,
Schuhherstellung und eine Stuhlfabrik gaben der Arbeiterschaft zeitweise
Lohn und Brot.
Doch
dauerhaft aus der Krise führte erst die Initiative des Unternehmers
Hans Tenhaeff, dem es 1914 gelang, die erste Gemüseversteigerung
auf deutschem Boden zu organisieren. Daraus wurde die noch heute andauernde
Erfolgsgeschichte der erwerbsintensiven Gemüse- und Blumenproduktion
und deren Vermarktung in Straelen.
Um einen sich abzeichnenden
Bevölkerungsschwund zu stoppen, wurde 1969 eine Stadtkernsanierung
eingeleitet.

Kombiniert wurde sie mit einer umfangreichen Gewerbeansiedlung, die
nicht nur die Erwerbs- und Infrastruktur verbesserte, sondern auch die
Voraussetzung für eine Ausweitung der Daseinsvorsorge schuf. So
kommt heute nicht nur der Wohnungssuchende auf seine Kosten, der einen
Arbeitsplatz, Kindergärten und Schulen für seine Familie oder
ein positives Lebensumfeld sucht, sondern ebenso der Ausflügler,
der behagliche Kleinstadtatmosphäre liebt.
